Stachelige Männerbeine......

Ich war gerade erst zwanzig Jahre alt geworden, als ich zu Hause, aus dem wohl behüteten Elternhaus, auszog, weil ich mir eine kleine 40 Quadratmeter-Einliegerwohnung angemietet hatte. Meine erste eigene Wohnung - Mann, war ich stolz! Ich konnte es mir sogar leisten, sie mit flammneuen Möbeln auszustatten. Dafür jobte ich unter der Woche und an den Wochenenden. An Geld fehlte es mir nie. Ich fuhr stets die angesagtesten Autos und trug die fetzigste Kleidung.

Die Wohnung lag in einem sehr schönen und grossen Haus, welches hoch am Berg gebaut war und über eine sehr schöne und anschaubare Gartenanlage verfügte. Kein Wunder, denn der Hausbesitzer war selbständiger Gartenbaumeister und legte sehr grossen Wert auf seine gepflegte Grundstücksanlage. Unterhalb des Hauses und von oben bedeckt mit Grün, befanden sich drei Garagen mit einer kurzen steilen Einfahrt. Die mittlere davon hatte ich angemietet.

Mit der Zeit bemerkte ich, dass der Vermieter genauestens wusste, wann ich am Abend zuvor ggfs. auch, ob ich überhaupt nach Hause gekommen war. Ständig schlawenzelte er mit der Giesskanne oder irgendwelchen Gartengeräten um mich herum, wenn ich mich auf meiner wunderschönen grosszügigen Terasse im Bikini sonnte, oder auch, wenn ich Besuch hatte, versuchte er ständig, einen Blick auf mich zu erhaschen oder mit mir ins Gespräch zu kommen. Manchmal klopfte er sogar unter irgendeinem Vorwand an meine Terassentüre - aus reiner Neugier - denke ich.

Am Anfang fand ich das ja noch sehr lustig, aber im Lauf der Zeit war ich darüber schon etwas angenervt. Das führte dann später auch dazu, dass ich ständig die Rollläden runter liess, um mich frei in meiner Wohnung bewegen zu können. Allerdings nervte er weiter.....

Eines nachts, als ich vom Spätdienst meines Jobs zurück kam, es war bereits nach zwei Uhr, stellte ich vor dem Garagentor erschreckt fest, dass ich den Schlüsselbund mit dem Haustür- und Wohnungsschlüssel bei meiner Arbeitsstätte vergessen hatte. Nochmal zurück fahren kam nicht in Frage. Dazu war die Strecke zu weit, und beim Vermieter klingeln, kam erst recht nicht in die Tüte. Also setzte ich meinen Wagen, wie immer, rückwärts in die Garage, holte aus dem Kofferraum eine schnuckelige Wolldecke, die man in meinem Alter ja wohl logischerweise für alle Fälle bei sich hat, begab mich zurück ins Auto, liess den Sitz zur Liegefläche hinab, stellte einen Reisewecker, der sich -natürlich auch nur für alle Fälle in meinem Handschuhfach befand- und wollte gerade einschlafen, als ich ein Geräusch hörte. Auf einmal war ich wieder hellwach, und beobachtete, dass sich das Garagentor von aussen langsam öffnete. Ich richtete mich auf und griff auf dem Nebensitz zu einer schweren Zinnvase, die mir an dem Vorabend mein Bruder vorbeigebracht hatte und die er selbst hergestellt hatte.

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und glaubte, es fast sogar schlagen hören zu können.

Ich sah zunächst nach aussen hin gegen das Strassenlaternenlicht nur ein paar Füsse, die dann langsam nach oben hin ständig länger wurden, aber trotzdem unbekleidet blieben, bis....... sie sich zu zwei stacheligen Männerbeinen entwickelten, die dann unterhalb der Hüften ihre Nacktheit verloren, also etwa auf Short-Länge!

Wenn der Vorfall gefilmt worden wäre, hätte der Betrachter annehmen können, dass er sich in einer Peepshow befände.

Vor mir stand dann plötzlich, nachdem das Garagentor gänzlich geöffnet war, mein Vermieter! Puuuhhh, der war es bloss! .....im Shorty und Filzpantoffeln....lächel.

Er hatte gehört, dass das Garagentor zuvor geöffnet und wieder geschlossen wurde, jedoch hatte er keine Haustüre schliessen und keine Toilettenspülung hören können. Also nahm er an, dass mir auf dem Weg von der Garage bis zur Haustüre etwas zugestossen sei und machte sich auf, um nachzuschauen. Er staunte nicht schlecht, als ich ihm erzählte, warum ich im Auto übernachten wollte.

Nachdem wir das nun alles geklärt hatten, begleitete er mich zu meiner Wohnung, die er mit seinem Drittschlüssel öffnete. Am nächsten Tag holte ich natürlich meinen Wohnungsschlüssel ab und machte aus zwei Schlüsselbunden eins. Ausserdem hinterlegte ich einen Wohnungsschlüsselexemplar in der Garage und einen Garagenschlüssel deponierte ich im Auto.

Denn, das sollte mir nicht nochmal passieren........!

Christiane Rühmann

1 Kommentar:

janine hat gesagt…

Hehe...Ich habe den ganzen Artikel mit großem Interesse gelesen!Tolle Geschichte!Ich wünsche Dir viel viel Spaß und Erfolg in der Zukunft! :)